500 Jahre Bauernkrieg Pfeddersheim
„Die Rezeption des Bauernkriegs im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz“
Von Peter Behringer
Der Vorsitzende Werner Gradinger, hier als „Bruder Werner von den Benediktinermönchen aus dem Kloster St. Georgen“, konnte beim 51. Ordensfest zahlreiche Gäste mit einem herzlichen Vivat Paterna-Vivat Vinum, willkommen heißen.
Besonders begrüßt wurden das Ehrenmitglied Felix Zillien, der Ex- Vorsitzende Günter Bleise, Referent Felix Fernow, Weinexperte und Mundartautor Hartmut Keil, der Vorsitzende des Gesangvereins 1845 Pfeddersheim, Bernhard Steinke, auch verantwortlich für die Technik, der Vertreter der IG Pfeddersheimer Winzer, Stephan Pflüger sowie Karl-Heinz Hoffmann, der 1975 in den Weinorden aufgenommen wurde und nun mit 50 Mitgliedsjahren der Senior mit der längsten Mitgliedschaft im Weinorden ist.
Auch das Pfeddersheimer Traditionspaar, vertreten durch Marktfraa Tabea und Winzerborsch Maximilian, bereicherte die Veranstaltung mit einem Grußwort.
Ein weiteres Event zeigte sich in einer vielbewunderten, kostenlos überlassenen Ausstellung des Wormser Briefmarkenvereins zum Thema Bauernschlacht.
Weinexperte und Mundartdichter Hartmut Keil eröffnete die Veranstaltung mit der Vorstellung eines 2022er Weißburgunder Begrüßungssektes aus Landau-Wollmesheim sowie dem ersten Probenpaar, 2024er Riesling trocken „Bauernschlachtedition“ aus Pfeddersheim und 2023er Riesling „Bluthohl“ trocken aus Worms-Pfiffligheim.
Hartmut Keil untermalte seine Expertisen sehr zur Unterhaltung des Publikums immer wieder mit lustigen Kommentaren, Anekdoten, Gedichten, wie zum Beispiel von Rudolf Heilgers sowie aus eigener „Mundart-Produktion“. Werner Gradinger informierte nach jeder Probe seine Gäste über die Aufstände in der betreffenden Region, hier aus der Pfalz, Pfeddersheim und Worms. Die weiteren Degustationen stammten entsprechend aus Schwaben, Württemberg, Elsass und Thüringen.
Nach den Grußworten von Stephan Pflüger und dem Traditionspaar, schenkte das Serviceteam des Gesangvereins Pfeddersheim das nächste Probenpaar ein, nämlich 2024er roten Riesling „Bauernschlachtedition“ aus Pfeddersheim sowie 2024er Cabernet Blanc „Freiheitswein“ trocken, Saale-Unstrut.
Neben interessanten Informationen über die Weine trug das Gedicht von Hartmut Keil „Wein zu trinken ist ne Kunscht“ zur allgemeinen Erheiterung des Publikums bei.
Nun begab sich der Festredner, Felix Fernow, Geschichtsstudent an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, auf die Bühne, um im ersten Teil seines Vortrags mittels PowerPoint-Präsentation über den Moment des Umbruches, der zu den Bauernaufständen im Heiligen Römischen Reich führte, zu referieren.
Der Vortrag entstand aus den Ergebnissen des Projektseminars „Aufstände und Erinnerung, Unruhen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit in der Geschichtskultur“ im historischen Seminar der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Felix Fernow spannte mit seiner „Rezeption des Bauernkrieges im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz“ einen Bogen, gleichsam ein Echo von den damaligen Ereignissen 1525 in die Weimarer Republik, zum Nationalsozialismus, aber auch in die heutige Zeit. Der Prozess erstreckte sich über mehrere Phasen. Anfänglich von der Erhebung der Bauern im Südwesten des Reichs 1524 in der Landgrafschaft Söhlingen im Schwarzwald, mit Beschwerden vor dem Reichskammergericht.
Dann weiter um den Jahreswechsel 1524 auf 1525 der Zusammenschluss mehrerer tausend Bauern zu einem „Haufen“ bei Baltringen in Oberschwaben. „Haufen“ sind im Kontext des Bauernkrieges als paramilitärische Vereinigungen der Aufständischen zu verstehen, die sich im Laufe des Konfliktes konsolidierten.
Währenddessen bildeten sich ebenfalls in Schwaben der „Allgäuer Haufen“ und der „Bodenseehaufen“. Die drei „Schwäbischen Haufen“ gründeten am 7. März 1525 eine „Christliche Vereinigung“, um dem Schwäbischen Bund geschlossen ihre Forderungen zu unterbreiten. Ihre Vertreter berieten sich in Memmingen, wo sie Mitte März die Zwölf Artikel abfassten und ihrer Vereinigung eine Bundesordnung gaben.
Die Flugschrift wurde auf Märkten verkauft, weitergetragen und diskutiert, wodurch sie sich schnell über weite Teile des Heiligen Römischen Reiches verbreitete. Insgesamt könnten bis zu 25.000 Exemplare gedruckt worden sein, was eine sehr schnelle Verbreitung für die damalige Zeit ermöglichte.
Im März und April 1525 weiteten sich die Unruhen aus auf Gebiete in Thüringen, Franken, der Pfalz, dem Elsass, dem Mittelrheingebiet, Tirol, Salzburg, darüber hinaus auf Teile der Eidgenossenschaft. In dieser Phase kam es auch zu ersten Gewalthandlungen. Überregional plünderten und brandschatzten Bauernhaufen Klöster und Adelssitze.
Es kam schließlich vor den Toren von Pfeddersheim zur Schlacht des mittlerweile auf ca. 8000 Mann angewachsenen Bauernhaufen mit dem Heer des Kurfürsten. Vor allem der Bereich am St. Georgenberg nördlich von Pfeddersheim war Schauplatz des eigentlichen Schlachtgeschehens vom 23. auf 24. Juni 1525. Hier wurden mehrere Tausend Bauern erstochen und auf dem Pfeddersheimer Kirchplatz wurden viele Rädelsführer der Bauern hingerichtet. Die Mörstadter Straße wird seit diesem blutigen Ereignis im Volksmund auch „Bluthohl“ genannt. Mit der Schlacht bei Pfeddersheim fand der Bauernkrieg im Wesentlichen seinen Abschluss.
Der Referent bezog sich auf das Bildprogramm des reich verzierten Mainzer Marktbrunnens, der im Jahre 1526 von Albrecht von Brandenburg, der auch Erzbischof und damit Kurfürst von Mainz war, errichtet wurde.
Das Bildprogramm des Marktbrunnens spiegelt die Glorifizierung des Stadtherrn und den Sieg der gottgegebenen Ordnung gegen sich Auflehnende wider. So ist beispielsweise die Abbildung eines betrunkenen Bauern mit rotem Hahn mit den Worten O BEDENK DAS END überschrieben. Allegorische Symbole wie der Totenkopf oder das Stundenglas mahnen ebenfalls den Betrachter. Dazu kommen eine Vielzahl weiterer Symbole wie beispielsweise Gerechtigkeitssymbole, die für die Politik des Landesherrn standen.
In einer Zeit, in der es keine zentrale Wasserversorgung gab und öffentliche Brunnen mit qualitativ hochwertigem Wasser rar waren, erscheint die Spende des Erzbischofs zunächst großherzig. Schaut man genauer hin, erkennt man in den dargestellten Szenen eindeutig politisch-didaktische Elemente, die die negative Einstellung des Kurfürsten gegenüber den Aufständischen widerspiegeln. Sie erinnern an die Bauernkriege, die auch in Mainz blutig niedergeschlagen worden waren. Der Kurfürst präsentiert sich als Sieger über die Aufständischen, die Ziele der Bauern werden vollkommen ignoriert.
Der Bogen spannte sich nun von diesen Ereignissen in die Zeit des Vormärzes und das hauptsächlich von Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth initiierte Fest auf dem Hambacher Schloss 1832, an dem ca. 30.000 Menschen vieler Nationen teilnahmen, zur deutschen Revolution 1848. Bei alldem ging es um ein geeintes Deutschland, politische Grundrechte und eine freiheitliche Gesellschaft. Die Teilnehmenden forderten die Abschaffung der Zensur, Meinungsfreiheit und eine liberale Verfassung anstelle der Fürstenherrschaft.
Nach einem deftigen 3 Gang Menü, Kartoffelsuppe, Pfälzer Teller und Bratapfel in Weinsoße vom Klausenberg-Catering Armauer, konnte Hartmut Keil das vorletzte Probenpaar vorstellen: 2024er Auxerrois trocken Goldmedaille aus Cleebourg, Elsass sowie 2023er Fränkischer Satz trocken-Juliusspital Würzburg.
Bei dieser Gelegenheit dankte Werner Gradinger den Weinfreunden Jürgen Schärf und Wulf Egelhof für deren Mithilfe bei der Weinselektion vor Ort.
Felix Fernow widmete sich derweil dem 2. Teil seines Referats, in dem sich der Bogen ab der „Deutschen Revolution 1848 zur Weimarer Republik, zur NS-Zeit und dann bis in die heutige Zeit spannte. Leider können diese interessanten Schlussfolgerungen wegen Platzmangels nicht wiedergeben werden. Dies gilt auch hinsichtlich der Analyse zum 400-jährigen Gedenken an die Bauernschlacht, das über Pfingsten 1925 mit einem großen Festprogramm und historischem Umzug in Pfeddersheim begangen wurde.
Der Endpunkt des Bogens zeigte den Protest von tausenden Landwirten mit ihren Traktoren in Berlin, die hauptsächlich im Dezember 2023 und Januar 2024 stattfanden. Die Demos richteten sich gegen die geplanten Streichungen von Subventionen wie der Agrardiesel- und Kfz-Steuerbefreiung durch die Bundesregierung.
Weitere stille Proteste gegen die Agrarpolitik der „Obrigkeit“ visualisieren sich in Form von an Ortsschildern aufgehängten Gummistiefeln.
Mit einem großen Applaus für seinen großartigen Vortrag wurde Felix Fernow vom Publikum verabschiedet.
Das letzte Probenpaar beinhaltete einen 2023er Levitage Rosé trocken vom Staatsweingut Weinsberg sowie einen 2024er Flamont (Pinot Noir) trocken vom Cave de Cleebourg-Elsass.
Auch hier hatte Hartmut Keil ein Gedicht parat, nämlich „Die Wahl einer Weinkönigin“.
In der nun folgenden Zeremonie der Neuaufnahme stellte sich Andreas Karlischek persönlich vor, um dann das Ordensgelöbnis zu sprechen. Nach Überreichung der Aufnahmeurkunde, dem Ordenssymbol – einen Weinbecher an einem grün-weiß-roten Band- und dem obligatorischen Schlag mit dem Wingertsknorzen durch den Vorsitzenden Werner Gradinger, ist dieser nun offiziell in den Weinorden aufgenommen. Mit der Überreichung der Jubiläumsurkunde und einem Weinpräsent wurden folgende Ordensmitglieder geehrt: Für 50 Jahre Mitgliedschaft Karl-Heinz Hoffmann, 35 Jahre Dieter Kirchner und Günter Bleise, 25 Jahre Klaus Pflanz. Auch die beiden Referenten erhielten zum besonderen Dank ein Weinpräsent.
Karl-Heinz Hoffmann ließ nun kurz die Vergangenheit seit seinem Ordenseintritt 1975 Revue passieren.
Er lobte das gehobene Niveau der kulturellen Ordensveranstaltungen. Auch empfindet er es als sehr positiv, dass mittlerweile auch Weinfreundinnen in den Orden aufgenommen werden.
Er erinnerte sich an diverse Ordens-Tanzveranstaltungen, mit denen eine sehr strenge Kleiderordnung mit Smoking und Abendkleid einherging.
Nach dem gemeinsamen Singen des Ordensliedes konnte sich Werner Gradinger nur noch bei allen Gästen, den beiden Referenten, dem Wormser Briefmarkenverein, allen Helfern und Protagonisten, Geo Streuber, den Verantwortlichen des Gesangvereins 1845 Pfeddersheim mit dem Servicepersonal, vor allem aber bei Vera Berdes für die stilvolle, sehr aufwendige Dekoration, herzlich bedanken.
Mit Hinweisen auf die nächsten Veranstaltungen wünschte er allen einen guten Nachhauseweg.
„Die Rezeption des Bauernkriegs im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz“
Von Peter Behringer
Der Vorsitzende Werner Gradinger, hier als „Bruder Werner von den Benediktinermönchen aus dem Kloster St. Georgen“, konnte beim 51. Ordensfest zahlreiche Gäste mit einem herzlichen Vivat Paterna-Vivat Vinum, willkommen heißen.
Besonders begrüßt wurden das Ehrenmitglied Felix Zillien, der Ex- Vorsitzende Günter Bleise, Referent Felix Fernow, Weinexperte und Mundartautor Hartmut Keil, der Vorsitzende des Gesangvereins 1845 Pfeddersheim, Bernhard Steinke, auch verantwortlich für die Technik, der Vertreter der IG Pfeddersheimer Winzer, Stephan Pflüger sowie Karl-Heinz Hoffmann, der 1975 in den Weinorden aufgenommen wurde und nun mit 50 Mitgliedsjahren der Senior mit der längsten Mitgliedschaft im Weinorden ist.
Auch das Pfeddersheimer Traditionspaar, vertreten durch Marktfraa Tabea und Winzerborsch Maximilian, bereicherte die Veranstaltung mit einem Grußwort.
Ein weiteres Event zeigte sich in einer vielbewunderten, kostenlos überlassenen Ausstellung des Wormser Briefmarkenvereins zum Thema Bauernschlacht.
Weinexperte und Mundartdichter Hartmut Keil eröffnete die Veranstaltung mit der Vorstellung eines 2022er Weißburgunder Begrüßungssektes aus Landau-Wollmesheim sowie dem ersten Probenpaar, 2024er Riesling trocken „Bauernschlachtedition“ aus Pfeddersheim und 2023er Riesling „Bluthohl“ trocken aus Worms-Pfiffligheim.
Hartmut Keil untermalte seine Expertisen sehr zur Unterhaltung des Publikums immer wieder mit lustigen Kommentaren, Anekdoten, Gedichten, wie zum Beispiel von Rudolf Heilgers sowie aus eigener „Mundart-Produktion“. Werner Gradinger informierte nach jeder Probe seine Gäste über die Aufstände in der betreffenden Region, hier aus der Pfalz, Pfeddersheim und Worms. Die weiteren Degustationen stammten entsprechend aus Schwaben, Württemberg, Elsass und Thüringen.
Nach den Grußworten von Stephan Pflüger und dem Traditionspaar, schenkte das Serviceteam des Gesangvereins Pfeddersheim das nächste Probenpaar ein, nämlich 2024er roten Riesling „Bauernschlachtedition“ aus Pfeddersheim sowie 2024er Cabernet Blanc „Freiheitswein“ trocken, Saale-Unstrut.
Neben interessanten Informationen über die Weine trug das Gedicht von Hartmut Keil „Wein zu trinken ist ne Kunscht“ zur allgemeinen Erheiterung des Publikums bei.
Nun begab sich der Festredner, Felix Fernow, Geschichtsstudent an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, auf die Bühne, um im ersten Teil seines Vortrags mittels PowerPoint-Präsentation über den Moment des Umbruches, der zu den Bauernaufständen im Heiligen Römischen Reich führte, zu referieren.
Der Vortrag entstand aus den Ergebnissen des Projektseminars „Aufstände und Erinnerung, Unruhen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit in der Geschichtskultur“ im historischen Seminar der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Felix Fernow spannte mit seiner „Rezeption des Bauernkrieges im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz“ einen Bogen, gleichsam ein Echo von den damaligen Ereignissen 1525 in die Weimarer Republik, zum Nationalsozialismus, aber auch in die heutige Zeit. Der Prozess erstreckte sich über mehrere Phasen. Anfänglich von der Erhebung der Bauern im Südwesten des Reichs 1524 in der Landgrafschaft Söhlingen im Schwarzwald, mit Beschwerden vor dem Reichskammergericht.
Dann weiter um den Jahreswechsel 1524 auf 1525 der Zusammenschluss mehrerer tausend Bauern zu einem „Haufen“ bei Baltringen in Oberschwaben. „Haufen“ sind im Kontext des Bauernkrieges als paramilitärische Vereinigungen der Aufständischen zu verstehen, die sich im Laufe des Konfliktes konsolidierten.
Währenddessen bildeten sich ebenfalls in Schwaben der „Allgäuer Haufen“ und der „Bodenseehaufen“. Die drei „Schwäbischen Haufen“ gründeten am 7. März 1525 eine „Christliche Vereinigung“, um dem Schwäbischen Bund geschlossen ihre Forderungen zu unterbreiten. Ihre Vertreter berieten sich in Memmingen, wo sie Mitte März die Zwölf Artikel abfassten und ihrer Vereinigung eine Bundesordnung gaben.
Die Flugschrift wurde auf Märkten verkauft, weitergetragen und diskutiert, wodurch sie sich schnell über weite Teile des Heiligen Römischen Reiches verbreitete. Insgesamt könnten bis zu 25.000 Exemplare gedruckt worden sein, was eine sehr schnelle Verbreitung für die damalige Zeit ermöglichte.
Im März und April 1525 weiteten sich die Unruhen aus auf Gebiete in Thüringen, Franken, der Pfalz, dem Elsass, dem Mittelrheingebiet, Tirol, Salzburg, darüber hinaus auf Teile der Eidgenossenschaft. In dieser Phase kam es auch zu ersten Gewalthandlungen. Überregional plünderten und brandschatzten Bauernhaufen Klöster und Adelssitze.
Es kam schließlich vor den Toren von Pfeddersheim zur Schlacht des mittlerweile auf ca. 8000 Mann angewachsenen Bauernhaufen mit dem Heer des Kurfürsten. Vor allem der Bereich am St. Georgenberg nördlich von Pfeddersheim war Schauplatz des eigentlichen Schlachtgeschehens vom 23. auf 24. Juni 1525. Hier wurden mehrere Tausend Bauern erstochen und auf dem Pfeddersheimer Kirchplatz wurden viele Rädelsführer der Bauern hingerichtet. Die Mörstadter Straße wird seit diesem blutigen Ereignis im Volksmund auch „Bluthohl“ genannt. Mit der Schlacht bei Pfeddersheim fand der Bauernkrieg im Wesentlichen seinen Abschluss.
Der Referent bezog sich auf das Bildprogramm des reich verzierten Mainzer Marktbrunnens, der im Jahre 1526 von Albrecht von Brandenburg, der auch Erzbischof und damit Kurfürst von Mainz war, errichtet wurde.
Das Bildprogramm des Marktbrunnens spiegelt die Glorifizierung des Stadtherrn und den Sieg der gottgegebenen Ordnung gegen sich Auflehnende wider. So ist beispielsweise die Abbildung eines betrunkenen Bauern mit rotem Hahn mit den Worten O BEDENK DAS END überschrieben. Allegorische Symbole wie der Totenkopf oder das Stundenglas mahnen ebenfalls den Betrachter. Dazu kommen eine Vielzahl weiterer Symbole wie beispielsweise Gerechtigkeitssymbole, die für die Politik des Landesherrn standen.
In einer Zeit, in der es keine zentrale Wasserversorgung gab und öffentliche Brunnen mit qualitativ hochwertigem Wasser rar waren, erscheint die Spende des Erzbischofs zunächst großherzig. Schaut man genauer hin, erkennt man in den dargestellten Szenen eindeutig politisch-didaktische Elemente, die die negative Einstellung des Kurfürsten gegenüber den Aufständischen widerspiegeln. Sie erinnern an die Bauernkriege, die auch in Mainz blutig niedergeschlagen worden waren. Der Kurfürst präsentiert sich als Sieger über die Aufständischen, die Ziele der Bauern werden vollkommen ignoriert.
Der Bogen spannte sich nun von diesen Ereignissen in die Zeit des Vormärzes und das hauptsächlich von Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth initiierte Fest auf dem Hambacher Schloss 1832, an dem ca. 30.000 Menschen vieler Nationen teilnahmen, zur deutschen Revolution 1848. Bei alldem ging es um ein geeintes Deutschland, politische Grundrechte und eine freiheitliche Gesellschaft. Die Teilnehmenden forderten die Abschaffung der Zensur, Meinungsfreiheit und eine liberale Verfassung anstelle der Fürstenherrschaft.
Nach einem deftigen 3 Gang Menü, Kartoffelsuppe, Pfälzer Teller und Bratapfel in Weinsoße vom Klausenberg-Catering Armauer, konnte Hartmut Keil das vorletzte Probenpaar vorstellen: 2024er Auxerrois trocken Goldmedaille aus Cleebourg, Elsass sowie 2023er Fränkischer Satz trocken-Juliusspital Würzburg.
Bei dieser Gelegenheit dankte Werner Gradinger den Weinfreunden Jürgen Schärf und Wulf Egelhof für deren Mithilfe bei der Weinselektion vor Ort.
Felix Fernow widmete sich derweil dem 2. Teil seines Referats, in dem sich der Bogen ab der „Deutschen Revolution 1848 zur Weimarer Republik, zur NS-Zeit und dann bis in die heutige Zeit spannte. Leider können diese interessanten Schlussfolgerungen wegen Platzmangels nicht wiedergeben werden. Dies gilt auch hinsichtlich der Analyse zum 400-jährigen Gedenken an die Bauernschlacht, das über Pfingsten 1925 mit einem großen Festprogramm und historischem Umzug in Pfeddersheim begangen wurde.
Der Endpunkt des Bogens zeigte den Protest von tausenden Landwirten mit ihren Traktoren in Berlin, die hauptsächlich im Dezember 2023 und Januar 2024 stattfanden. Die Demos richteten sich gegen die geplanten Streichungen von Subventionen wie der Agrardiesel- und Kfz-Steuerbefreiung durch die Bundesregierung.
Weitere stille Proteste gegen die Agrarpolitik der „Obrigkeit“ visualisieren sich in Form von an Ortsschildern aufgehängten Gummistiefeln.
Mit einem großen Applaus für seinen großartigen Vortrag wurde Felix Fernow vom Publikum verabschiedet.
Das letzte Probenpaar beinhaltete einen 2023er Levitage Rosé trocken vom Staatsweingut Weinsberg sowie einen 2024er Flamont (Pinot Noir) trocken vom Cave de Cleebourg-Elsass.
Auch hier hatte Hartmut Keil ein Gedicht parat, nämlich „Die Wahl einer Weinkönigin“.
In der nun folgenden Zeremonie der Neuaufnahme stellte sich Andreas Karlischek persönlich vor, um dann das Ordensgelöbnis zu sprechen. Nach Überreichung der Aufnahmeurkunde, dem Ordenssymbol – einen Weinbecher an einem grün-weiß-roten Band- und dem obligatorischen Schlag mit dem Wingertsknorzen durch den Vorsitzenden Werner Gradinger, ist dieser nun offiziell in den Weinorden aufgenommen. Mit der Überreichung der Jubiläumsurkunde und einem Weinpräsent wurden folgende Ordensmitglieder geehrt: Für 50 Jahre Mitgliedschaft Karl-Heinz Hoffmann, 35 Jahre Dieter Kirchner und Günter Bleise, 25 Jahre Klaus Pflanz. Auch die beiden Referenten erhielten zum besonderen Dank ein Weinpräsent.
Karl-Heinz Hoffmann ließ nun kurz die Vergangenheit seit seinem Ordenseintritt 1975 Revue passieren.
Er lobte das gehobene Niveau der kulturellen Ordensveranstaltungen. Auch empfindet er es als sehr positiv, dass mittlerweile auch Weinfreundinnen in den Orden aufgenommen werden.
Er erinnerte sich an diverse Ordens-Tanzveranstaltungen, mit denen eine sehr strenge Kleiderordnung mit Smoking und Abendkleid einherging.
Nach dem gemeinsamen Singen des Ordensliedes konnte sich Werner Gradinger nur noch bei allen Gästen, den beiden Referenten, dem Wormser Briefmarkenverein, allen Helfern und Protagonisten, Geo Streuber, den Verantwortlichen des Gesangvereins 1845 Pfeddersheim mit dem Servicepersonal, vor allem aber bei Vera Berdes für die stilvolle, sehr aufwendige Dekoration, herzlich bedanken.
Mit Hinweisen auf die nächsten Veranstaltungen wünschte er allen einen guten Nachhauseweg.