Ein Weingut stellt sich vor : Weingut Bremer, Niefernheim 22.4.2023

Der Weinorden Pfeddersheim zu Gast im Weingut Bremer in Niefernheim

Der Weinorden Pfeddersheim startete seine diesjährige Veranstaltungsreihe mit dem Slogan „Ein Weingut stellt sich vor“ im Weingut Bremer in Niefernheim.

Der immer größere Zuspruch dieser Veranstaltung spiegelte sich darin, dass der Vorsitzende des Weinordens, Werner Gradinger, fast 40 erwartungsvolle Gäste und Ordensmitglieder im Anreisebus zu diesem Event begrüßen konnte.

Bei Ankunft im Weingut begrüßte der Önologe Michael Acker die Gäste mit einem fruchtigen Rose- und Chardonnay Sekt.

Im Anschluss daran führte dieser die Gruppe zur Kellerbesichtigung zunächst in die Eventscheune zu Erläuterungen über das Weingut.

Als sich der Familie Bremer die Chance bot, mit dem eigenen Weingut die Leidenschaft für den Wein zum Beruf zu machen, setzte sie diese in die Tat um. Die Schwestern Leah, Rebecca und Anna brachten vieles davon mit, was ein Weingut heute zum Erfolg braucht: Know-how in Betriebswirtschaft und Marketing sowie gastronomische Kreativität. Dank einer glücklichen Fügung konnten sie den erfahrenen und mit vielen Auszeichnungen für seine Weine dekorierten Önologen Michael Acker, der zuletzt ein hochmodernes Weingut in Serbien aufgebaut hatte, für ihre Ideen gewinnen und übernahmen das ehrmalige Weingut Herr mit rund 12,5 Hektar Weinbergslagen.

Das Zellertal ist durch zahlreiche Spitzenlagen gekennzeichnet. Weniger als zehn Hektar beispielsweise umfasst die Lage „Zeller Schwarzer Herrgott“. Sie thront auf einem knapp 300 Meter hohen, nach Süden ausgerichteten Plateau aus Kalkfels, geschützt vor Regen und Wind reifen die Trauben und bringen feine, mineralische Weine hervor, überwiegend Riesling und Burgundersorten. Hier befindet sich ein Wallfahrtsort, nämlich den des Heiligen Philipps von Zell, der bis zur Mitte des 8. Jhd. hier lebte und den ersten Wein anpflanzte.

Seit mehr als 100 Jahren gilt der Wein von dieser Lage als ein Spitzenwein. Unterhalb dieser Lage schließt sich der „Zeller Heiland“ an, der Silvanerstöcken hervorragende Wachstumsbedingungen bietet. Daran anschließend erstreckt sich der „Zeller Apotheker“ und ermöglicht den Anbau von Spätburgundern.

Hier pflegt die Familie Bremer alte Rebstöcke und erhöht die Qualität der Weine durch konsequente Ertragsminderung. Ein riesiger unterirdischer, bis 15 Metern in die Tiefe gehender natürlicher Wasservorratsspeicher trägt ebenfalls zur Ertrags-und Qualitätssteigerung der Weinberge bei.

Der Referent erläutert die Probleme bezüglich der Konkurrenz mit Billigangeboten für Weine aus Tunesien und Ägypten, den exorbitanten Preissteigerungen für Glasflaschen und Kapseln sowie Personalmangel, positiv bewertet er aber die Buchungsresonanz für Hochzeiten und Feiern.

Im Anschluss geleitete der Önologe die Teilnehmer in den Weinkeller und zapfte den Gästen jeweils 2 Fassweinproben im Glas. Er informierte die Gruppe mit sehr viel Fachwissen über Hefen, Herstellung von Barriquefässern, Edelstahltanks und vieles mehr. Der Keller des vormaligen Weingutes Herr musste vollständig saniert werden, damit Weine der gehobenen Qualität entstehen können. Das Ergebnis ist eine innovative Weinkellerei, die traditionelle Holzlagerung mit den Vorteilen von modernen Materialien wie Edelstahl kombiniert.

Die Optimierung der Weine erfolgt auch mittels Auswahl der Trauben und Ertragsreduzierung, höchstens 3.500 bis 4.000 Liter pro Hektar.

Zum letzten Teil der Veranstaltung, nämlich der eigentlichen Weinprobe, nahmen die Gäste in der großen Weinstube des Weingutes Platz.

Folgende Weine wurden degustiert:

2021er Pfalz Auxerrois QW trocken, 2020er Kleinkarlbach gelber Muskateller QW trocken, 2022er Zellertaler Grauer Burgunder QW trocken, 2018er Großmutters Fass „Erika Hulda“ Zeller Kreuzberg Riesling QbA trocken, 2020er Zeller Schwarzer Herrgott Riesling QbA trocken, 2021er Pfalz Rose` QW rocken,

2018er Pfalz Pinot Noir QW trocken und 2017er Zellertaler Kreuzberg Pinot Noir QbA trocken.

Ergänzend dazu wurde frisch gebackenes Brot, Tischwein und je nach Bedarf Flammkuchen serviert.

Leider können sich nicht sämtliche Ausführungen des Referenten in dieser Niederschrift wiederfinden, einige seiner ihm ans Herz gewachsenen und leidenschaftlich vorgetragenen Themen sollen aber dennoch in Kürze übermittelt werden:

Probleme mit dem Generationenwechsel in den Betrieben, der Weinverkauf zu Billigpreisen in Supermärkten mit hohen Umsatzanteilen, aber auch: Bis zum Jahr 2030 soll der Einsatz chemischer Pestizide in der EU halbiert und 80 Prozent der geschädigten Ökosysteme in Europa wiederhergestellt werden.

Zum Schluss konnte sich Werner Gradinger nur noch bei den Teilnehmern, dem Referenten und Gerd Ulrich Albrecht für die Organisation der Veranstaltung bedanken und auf die nächsten Veranstaltungen des Weinordens hinweisen.

Peter Behringer