Weinorden Pfeddersheim zu Besuch in Worms, der drittgrößten Weinbau treibenden Gemeinde Deutschlands.
Stadtspaziergang mit Weingenuss.
Von Peter Behringer
Im Rahmen der traditionellen Veranstaltungsreihe „Kultur und Wein“ des Weinordens Pfeddersheim, hatte der Vorsitzende Werner Gradinger zur Stadtführung „Weinstadt Worms“ in die Innenstadt geladen; genauer zum Treffpunkt Weckerlingplatz – Valx Bistro und Weinbar. 23 Weinfreundinnen und Weinfreunde machten sich auf den Weg, um den Gästeführer Joachim Graen bei dessen Spaziergang zu begleiten. Vorher aber ließen sie sich zur Begrüßung einen hervorragenden Rieslingsekt brut vom Weingut Reichsrat von Buhl aus Deidesheim munden. Hinsichtlich der Frage, ob Worms die älteste Stadt Deutschlands sei, hob der Gästeführer die keltische Vergangenheit von Borbetomagus hervor. Seit etwa 5000 vor Christus ist durch archäologische Forschung eine sehr hohe Siedlungskontinuität für den Bereich der Stadt Worms nachzuweisen. Im Gegensatz dazu beansprucht Trier den Titel der ältesten Stadt Deutschlands aufgrund seiner langen Geschichte als von den Römern anerkannten Stadt, im Gegensatz zu einer Siedlung oder einem Heerlager. Eine amtlich bestätigte „älteste Stadt Deutschlands“ gibt es aber nicht. Joachim Graen verweist auf die Stadt Worms, in der es neben Köln die meisten romanischen Kirchen in Deutschland gibt. Außer dem romanischen Dom und dem Andreasstift, eines der schönsten romanischen Ensembles der Stadt, sind auch weitere sehenswerte romanische Kleinode zu bewundern, wie z.B. die kleine Magnuskirche, die Stiftskirche St. Paulus, die Martinskirche sowie die Bergkirche in Hochheim. Selbstverständlich durfte der Name des Erbauers dieser Kirchen nicht unerwähnt bleiben: Bischof Burkhard. Die Teilnehmenden erfuhren, dass es vor der napoleonischen Zeit keine Straßennamen gab, sondern die Häuser einen Namen hatten. So erhielt das Haupthaus des Areals im Jahre 1703 den Namen „Zum Elephant“, was sich auch heute noch am historischen Portal mit seiner Inschrift „Alhier zum Elephant bin ich genandt“ ablesen lässt. Mehr als 200 Jahre befand sich das traditionsreiche Weinhandelshaus
„P.J. Valckenberg“ auf diesem Gelände. Heute beleben eine Kaffeerösterei, ein Eissalon sowie die Valx Weinbar mit Bistro das historische Ensemble der Elefantenhöfe.
Der Referent gab auch einige Anekdoten zum Besten, wie zum Beispiel den Namensursprung des Römerglases: „Die Gläser rühmen den Wein.“ Oder den Ortsteilnamen „Heppenheim.“ Die Heppe ist ein Werkzeug für die Laubarbeiten in den Weinbergen, eine Vorgängerin der heutigen Sichel oder Laubmesser. Viele Winzer führen daher die „Heppe“ in ihrem Familienwappen.
Als ca. 50 v. Chr. erstmals die Römer in dem Gebiet ankamen, das heute Worms ist, sorgten sie nicht nur für die ersten städtischen Strukturen, sondern sie brachten zugleich auch den Wein mit. Da der Transport für das beliebte Getränk auf Dauer zu aufwendig war, begann man wie zuvor in Gallien, auch in der neuen Provinz seine eigenen Reben zu pflegen. Der römische Kaiser Marcus Aurelius Probus, 276 bis 282 nach Christus, hebt das seinerzeit von Kaiser Domitian für Weinreben nördlich der Alpen erlassene Anbauverbot ausdrücklich auf und hält sein Heer zur Anlage neuer Weingärten an. Karl der Große erlässt um 800 seine „Capitulare de Villis“, in denen unter anderem detaillierte Angaben über Weinbau, Weinpflege und Weinrecht enthalten sind. Im Rahmen der karolingischen Kolonisation wird der Weinbau im östlichen Raum des Frankenreiches nachhaltig gefördert. Unter anderem wird ein Weinbaukataster eingeführt und eine Bewertung und Bereinigung der Vielzahl von Rebsorten durchgeführt.
Joachim Graen führte die Weinfreundinnen und Weinfreunde entlang der sanierten Stadtmauer zum „Wergers Schlösschen“, einstiger Sitz der Bierbrauerfamilie (Apostelbräu) Werger am westlichen Rand der Wormser Innenstadt, im Bereich des ehemals vorhandenen Stadtmauerturms „Luginsland“. Der Brauereidirektor und Stadtverordnete Karl Werger ließ das Haus 1889 errichten.
Luginsland – heute ist das der Name einer Straße in Worms, unweit von Dom und Jugendherberge, direkt an der Stadtmauer gelegen. Im 13. Jahrhundert stand dort, gegenüber des jüdischen Friedhofes
„Heiliger Sand“, an der Biegung der Ringanlage, ein Turm – der „Luginsland“, der als höchster Turm die Südwestecke der Stadtbefestigung markierte.
In diesen Turm ließ Kaiser Friedrich II. im Jahre 1235 den deutschen König, seinen Sohn Heinrich (VII), inhaftieren. Während sein Sohn im Turm gefangen war, feierte Friedrich II. wenige Meter davon entfernt prunkvoll Hochzeit mit Isabella von England, Königstochter und Schwester des englischen Königs – ausgerechnet mit der Frau, die eigentlich einmal als Ehefrau für Heinrich vorgesehen war. In die Stadtmauer mit einer Länge von rund 2,7 km waren um 1200 26 Wehrtürme integriert. Weiterhin erfuhren die Teilnehmenden, dass neben dem Liebfrauenstift-Kirchenstück auch die Weinlage „Luginsland“ zu den Schätzen des Weingutes am Dom gehört. Auf den rund 2.000 Quadratmetern entlang der Stadtmauer und gegenüber des ältesten Judenfriedhofes in Europa gedeiht seit dem Mittelalter ein historisch und geschmacklich einzigartiger Wein. Aufgrund der räumlichen Nähe zum Weingut am Dom stellt die Lage Luginsland sprichwörtlich den Vorgarten des Weingutes dar.
Joachim Graen vermittelte den Gästen sein enormes Wissen über Worms mit sehr guter Rhetorik und interessanten Details, so wie auch die Beziehung der Juden mit dem Wein. In der Bibel ist der Wein sehr oft erwähnt. Auch im Christentum gibt es unzählige Attribute, die sich auf den Wein beziehen, beispielshaft vor allem bei der Eucharistiefeier sowie dem Abendmahl. Weiter führte der Weg nun zum weltgrößten Reformationsdenkmal. Auch hier erfuhren die Gäste Details über Luther und seine Assoziationen zu dem Wein. Vor allem aber lobte der Reformator in einer Studentenrunde den Pfeddersheimer Wein, der ihm sicherlich sehr gut schmeckte. Unter großem Beifall verabschiedete Werner Gradinger den Gästeführer und bat die Gruppe nun zur Weinprobe in der Vinothek am Parmaplatz. Degustiert wurde je ein 2023er Weissburgunder trocken vom Weingut Kron aus Abenheim, 2022er Grüner Veltliner trocken vom Weingut Ludwig Weinmann aus Herrnsheim sowie ein 2020er Abenheimer Klausenberg Blaufränkisch trocken, ebenfalls vom Weingut Kron aus Abenheim.
Stadtspaziergang mit Weingenuss.
Von Peter Behringer
Im Rahmen der traditionellen Veranstaltungsreihe „Kultur und Wein“ des Weinordens Pfeddersheim, hatte der Vorsitzende Werner Gradinger zur Stadtführung „Weinstadt Worms“ in die Innenstadt geladen; genauer zum Treffpunkt Weckerlingplatz – Valx Bistro und Weinbar. 23 Weinfreundinnen und Weinfreunde machten sich auf den Weg, um den Gästeführer Joachim Graen bei dessen Spaziergang zu begleiten. Vorher aber ließen sie sich zur Begrüßung einen hervorragenden Rieslingsekt brut vom Weingut Reichsrat von Buhl aus Deidesheim munden. Hinsichtlich der Frage, ob Worms die älteste Stadt Deutschlands sei, hob der Gästeführer die keltische Vergangenheit von Borbetomagus hervor. Seit etwa 5000 vor Christus ist durch archäologische Forschung eine sehr hohe Siedlungskontinuität für den Bereich der Stadt Worms nachzuweisen. Im Gegensatz dazu beansprucht Trier den Titel der ältesten Stadt Deutschlands aufgrund seiner langen Geschichte als von den Römern anerkannten Stadt, im Gegensatz zu einer Siedlung oder einem Heerlager. Eine amtlich bestätigte „älteste Stadt Deutschlands“ gibt es aber nicht. Joachim Graen verweist auf die Stadt Worms, in der es neben Köln die meisten romanischen Kirchen in Deutschland gibt. Außer dem romanischen Dom und dem Andreasstift, eines der schönsten romanischen Ensembles der Stadt, sind auch weitere sehenswerte romanische Kleinode zu bewundern, wie z.B. die kleine Magnuskirche, die Stiftskirche St. Paulus, die Martinskirche sowie die Bergkirche in Hochheim. Selbstverständlich durfte der Name des Erbauers dieser Kirchen nicht unerwähnt bleiben: Bischof Burkhard. Die Teilnehmenden erfuhren, dass es vor der napoleonischen Zeit keine Straßennamen gab, sondern die Häuser einen Namen hatten. So erhielt das Haupthaus des Areals im Jahre 1703 den Namen „Zum Elephant“, was sich auch heute noch am historischen Portal mit seiner Inschrift „Alhier zum Elephant bin ich genandt“ ablesen lässt. Mehr als 200 Jahre befand sich das traditionsreiche Weinhandelshaus
„P.J. Valckenberg“ auf diesem Gelände. Heute beleben eine Kaffeerösterei, ein Eissalon sowie die Valx Weinbar mit Bistro das historische Ensemble der Elefantenhöfe.
Der Referent gab auch einige Anekdoten zum Besten, wie zum Beispiel den Namensursprung des Römerglases: „Die Gläser rühmen den Wein.“ Oder den Ortsteilnamen „Heppenheim.“ Die Heppe ist ein Werkzeug für die Laubarbeiten in den Weinbergen, eine Vorgängerin der heutigen Sichel oder Laubmesser. Viele Winzer führen daher die „Heppe“ in ihrem Familienwappen.
Als ca. 50 v. Chr. erstmals die Römer in dem Gebiet ankamen, das heute Worms ist, sorgten sie nicht nur für die ersten städtischen Strukturen, sondern sie brachten zugleich auch den Wein mit. Da der Transport für das beliebte Getränk auf Dauer zu aufwendig war, begann man wie zuvor in Gallien, auch in der neuen Provinz seine eigenen Reben zu pflegen. Der römische Kaiser Marcus Aurelius Probus, 276 bis 282 nach Christus, hebt das seinerzeit von Kaiser Domitian für Weinreben nördlich der Alpen erlassene Anbauverbot ausdrücklich auf und hält sein Heer zur Anlage neuer Weingärten an. Karl der Große erlässt um 800 seine „Capitulare de Villis“, in denen unter anderem detaillierte Angaben über Weinbau, Weinpflege und Weinrecht enthalten sind. Im Rahmen der karolingischen Kolonisation wird der Weinbau im östlichen Raum des Frankenreiches nachhaltig gefördert. Unter anderem wird ein Weinbaukataster eingeführt und eine Bewertung und Bereinigung der Vielzahl von Rebsorten durchgeführt.
Joachim Graen führte die Weinfreundinnen und Weinfreunde entlang der sanierten Stadtmauer zum „Wergers Schlösschen“, einstiger Sitz der Bierbrauerfamilie (Apostelbräu) Werger am westlichen Rand der Wormser Innenstadt, im Bereich des ehemals vorhandenen Stadtmauerturms „Luginsland“. Der Brauereidirektor und Stadtverordnete Karl Werger ließ das Haus 1889 errichten.
Luginsland – heute ist das der Name einer Straße in Worms, unweit von Dom und Jugendherberge, direkt an der Stadtmauer gelegen. Im 13. Jahrhundert stand dort, gegenüber des jüdischen Friedhofes
„Heiliger Sand“, an der Biegung der Ringanlage, ein Turm – der „Luginsland“, der als höchster Turm die Südwestecke der Stadtbefestigung markierte.
In diesen Turm ließ Kaiser Friedrich II. im Jahre 1235 den deutschen König, seinen Sohn Heinrich (VII), inhaftieren. Während sein Sohn im Turm gefangen war, feierte Friedrich II. wenige Meter davon entfernt prunkvoll Hochzeit mit Isabella von England, Königstochter und Schwester des englischen Königs – ausgerechnet mit der Frau, die eigentlich einmal als Ehefrau für Heinrich vorgesehen war. In die Stadtmauer mit einer Länge von rund 2,7 km waren um 1200 26 Wehrtürme integriert. Weiterhin erfuhren die Teilnehmenden, dass neben dem Liebfrauenstift-Kirchenstück auch die Weinlage „Luginsland“ zu den Schätzen des Weingutes am Dom gehört. Auf den rund 2.000 Quadratmetern entlang der Stadtmauer und gegenüber des ältesten Judenfriedhofes in Europa gedeiht seit dem Mittelalter ein historisch und geschmacklich einzigartiger Wein. Aufgrund der räumlichen Nähe zum Weingut am Dom stellt die Lage Luginsland sprichwörtlich den Vorgarten des Weingutes dar.
Joachim Graen vermittelte den Gästen sein enormes Wissen über Worms mit sehr guter Rhetorik und interessanten Details, so wie auch die Beziehung der Juden mit dem Wein. In der Bibel ist der Wein sehr oft erwähnt. Auch im Christentum gibt es unzählige Attribute, die sich auf den Wein beziehen, beispielshaft vor allem bei der Eucharistiefeier sowie dem Abendmahl. Weiter führte der Weg nun zum weltgrößten Reformationsdenkmal. Auch hier erfuhren die Gäste Details über Luther und seine Assoziationen zu dem Wein. Vor allem aber lobte der Reformator in einer Studentenrunde den Pfeddersheimer Wein, der ihm sicherlich sehr gut schmeckte. Unter großem Beifall verabschiedete Werner Gradinger den Gästeführer und bat die Gruppe nun zur Weinprobe in der Vinothek am Parmaplatz. Degustiert wurde je ein 2023er Weissburgunder trocken vom Weingut Kron aus Abenheim, 2022er Grüner Veltliner trocken vom Weingut Ludwig Weinmann aus Herrnsheim sowie ein 2020er Abenheimer Klausenberg Blaufränkisch trocken, ebenfalls vom Weingut Kron aus Abenheim.