Mehrtagesfahrt des Weinordens Pfeddersheim an die Saar
am 02.05. – 05.05.2024
Von Peter Behringer
Die diesjährige Bildungsfahrt unter dem Motto „Wein und Kultur“ des Pfeddersheimer Weinordens führte die Teilnehmenden vier Tage an die Saar, genauer in die Erlebnisregion Saarschleifenland.
Vor dem Besuch des Weingutes Margaretenhof in Ayl und dem Einchecken im Hotel Roemer in Merzig, war eine Führung im RosenGarten Zweibrücken angesagt, dessen Gästeführer und Referent die Gruppe herzlich begrüßte und sich den vielen Fragen der Teilnehmenden stellte.
Nostalgie und Zukunftsthemen gehen im RosenGarten Zweibrücken Hand in Hand. Zur Eröffnung vor 110 Jahren war es als reines Rosarium geplant, in dem bereits damals, 1914, über 42.000 Rosen blühten. Heute gehört er mit etwa 5 ha zu den größten Rosengärten Deutschlands und noch immer faszinieren jede Saison 45.000 farbenfrohe Rosen, die hier in über 1.500 Sorten gedeihen. Leider sind aktuell keine Blüten zu bewundern. Die facettenreiche Bepflanzung trägt neben ihrer reizvollen Optik auch zur ökologischen Vielfalt bei. Mehr als 100.000 Besucher strömen jedes Jahr in den Garten. Im Angesicht des fortschreitenden Klimawandels zeigt sich der RosenGarten als Vorreiter mit dem Ziel, seine Pflanzen an den sich ändernden Bedingungen auszurichten. Im Veranstaltungsprogramm stehen deshalb Vorträge und informative Seminare, geführte Touren oder exemplarische Pflanzungen. Auch praxisnahe Anregungen für die Gestaltung durchschnittlicher Hausgärten werden gegeben. Im November 2022 erhielt der RosenGarten Zweibrücken die begehrte Auszeichnung als „Garden of Excellence“ von der World Federation of Rose Societies (WFRS). Der Referent erläuterte dem interessierten Publikum u. a. die Probleme der Bodenmüdigkeit bei Rosen, wenn die frisch gepflanzten Rosen nicht so recht wachsen wollen. Die Ursachen dieses Phänomens sind noch nicht restlos geklärt, vermutet wird jedoch, dass die Rosen auf einen bestimmten Bakteriencocktail im Boden reagieren. Dieser entwickelt sich, wenn an dem ausgewählten Standort schon zuvor Rosen gestanden haben. In der Regel hilft nur ein Standortwechsel bzw. ein großzügiger Bodenaustausch. Deshalb werden in jedem Jahr ca. 200 m² Rosenbeete durch einen großzügigen Austausch (ca. 70 cm) des Bodens erneuert, wobei die Entsorgung der Alterde sehr kostspielig ist.
Weiter führte die Tour zum Weingut Margarethenhof der Familie Weber in Ayl an der Saar. Gemäß dem Logo des Weingutes „Zwei Flüsse. Zwei Terroirs. Ein Weingut.“ liegen die Weinberge zu gleichen Teilen an den Flüssen Saar und südliche Weinmosel mit sehr unterschiedlichen Terroirs. Der Muschelkalkboden der südlichen Weinmosel präsentiert körperreiche Burgunder und spritzige, animierende Elblinge. Die Schieferböden der Saarsteilhänge liefern mineralische, facettenreiche Rieslinge. Direkt vor der Haustür liegt mit der Ayler Kupp eine der spannendsten Schiefersteillagen der Saar. Aus den besten Parzellen werden die mit größter Sorgfalt von Hand geernteten Trauben für die Herstellung von Lagenweinen verwendet. Die oberste Maxime des Weingutes ist es, die Stärken und Charakteristika der beiden Gebiete fokussiert herauszuarbeiten und erlebbar zu machen. Das Sortiment ist in drei Stufen eingeteilt: Guts-, Orts und Lagenweine. Eine Sonderstellung nehmen die Reserve – Weine ein.
Nach der Einnahme eines vorzüglichen Spießbratens und der Degustation von 5 hervorragenden Weinen, unter anderem einen 2022er Lagenwein „Ayler Kupp Riesling Spätlese feinfruchtig“, vorgestellt von Inhaber und Önologe Nicolas Weber,
endete der erste Tag mit dem Bezug der Zimmer und gemeinsamen Abendessen im Merziger Hotel Roermer.
Am nächsten Morgen des zweiten Tages erwartete die historische Weinstadt Saarburg die Gruppe zu einer gefahrenen Stadtführung im Bimmelbähnchen. Leider war das Wetter recht kühl und regnerisch, aber glücklicherweise wurden die Teilnehmenden während der gesamten Reise nicht nass.
Die Gäste konnten während der Fahrt viele Sehenswürdigkeiten bewundern, z.B. das pittoreske Saarburg „Klein Venedig“ mit wunderbarem Blick auf die kleinen Bachbrücken und den Buttermarkt. Die engen Häuserzeilen entlang des Leukbachs ruhen seit Jahrhunderten auf schweren Eichenpfählen. Ein einzigartiges Naturschauspiel ist der Wasserfall in Saarburg. Von der Eisenbrücke sowie den beiden Aussichtsplattformen rund um den Wasserfall kann man die gewaltigen Wassermassen des Leukbachs beobachten, die Mitte in der Stadt 20 Meter über Felskaskaden in die Tiefe stürzen.
Nach einem individuellen Stadtbummel, und dem Besuch gemütlicher Cafés,
gelangte die Gruppe mit dem Bus der Firma Kollerer zum nächsten Event, nämlich dem Weingut von Othegraven in Kanzem an der Saar, Eigentümer Günther Jauch, wo sie Kellermeister Sven Klinger mit einem Begrüßungssekt Riesling brut erwartete.
Der Referent stellte dem interessierten Publikum das Weingut vor.
Die Anbaufläche beträgt etwa 12,5 Hektar. Von Othegraven gehört damit zu den elf größten der über 300 Weinbaubetriebe an der Saar. Die Einzellagen sind ausschließlich Saarweinlagen der Kategorie Erste Lage: Kanzemer Altenberg, an dem das Gut reichlich 7 Hektar Anbaufläche besitzt, bildet die traditionell größte Einzellage, außerdem Wiltinger Kupp, Wawerner Herrenberg und Ockfener Bockstein. Nur die Rebsorte Riesling wird angebaut – „ausschließlich Steillagen, ausschließlich Riesling“, lautet die Bewirtschaftungsmaxime.
Die Hektarerträge wurden für die letzten Jahre mit 28 bis 49 Hektoliter je Hektar mitgeteilt, bei durchschnittlichen Mostgewichten von 87 bis 93 Grad Oechsle. An der Saar ist das Klima insgesamt kühler als an der Mosel. Auch die Erträge, die sich hier erzielen lassen, sind geringer.
Der langgestreckte Kanzemer Altenberg ist im Vergleich zu den Anbaugebieten an Mittel- und Untermosel weniger windgeschützt. Das hat eine ausgeprägte Stahligkeit seiner Weine zur Folge. Damit und mit der ausgeprägtesten Säure aller regionalen Rieslinge stellen die Saarweine insgesamt, besonders typisch der Kanzemer Altenberg, eines der Extreme des Saar-Mosel-Ruwer-Gebiets dar.
Das Weingut ist seit 2014 für seine Nachhaltigkeit FAIR`N GREEN zertifiziert und besteht schon seit dem 16. Jhd. Das herrschaftliche Gutsgebäude, der Park sowie der Kanzemer Altenberg sind als Ensemble denkmalgeschützt. Günther Jauchs Großmutter war eine geborene von Othegraven, daher war er als kleiner Junge oft bei seiner Verwandtschaft in Kanzem zu Gast und hat das Weingut 2010 übernommen.
Der Referent zitiert seine Philosophie bezüglich der Kellerwirtschaft: „Einmal in den Keller eingebracht, überlassen wir den Most sich selbst und seinen natürlichen Hefen und geben ihnen Raum, ihr Wesen zu entfalten“.
Nach der Verkostung von zwei VDP-Orts – und drei Große-Lagenweinen, allesamt tolle Rieslinge und dem Verzehr köstlicher kleiner Häppchen und Fingerfood, klang der Tag im Domizil Roemerhof aus.
Am dritten Tag erlebte die Gruppe zunächst in Mettlach eine 90-minütige Saarschleifenrundfahrt im Fahrgastschiff „Saarstern“ mit einer Abenteuerschleusenfahrt. Zu sehen waren historische Bauten wie z.B. Nikolauskapelle, Burgruine Montclair, geografische Phänomene und eine einzigartige Flora.
Dann ging es weiter zum Weingut Würtzberg nach Serrig. Das ehemalige preußische Gut von 1898 mit einen denkmalgeschützten Chateau-Charakter hoch über der Saar thronend, ist das erste Weingut an der Saar. Die Geschwister Felix und Annalena Heimes leiten zusammen den Familienbetrieb. Die wichtigsten Großlagen sind der Ockfener Bockstein, Serriger Herrenberg und Serriger Würtzberg. Zurzeit bewirtschaftet Familie Heimes ca. 17 ha Rebfläche. Die Rebsorten sind Riesling, Weißburgunder, Spätburgunder, Grauburgunder und Auxerrois. Auch dieses Weingut ist FAIR`N GREEN zertifiziert und außerdem Mitglied im Bernkasteler Ring.
Nach einem Begrüßungssekt 2019er Cuvee Pinot brut sowie der Verkostung eines trockenen 2022er Auxerrois und 2022er Ockfener Bockstein, informierte der Mitarbeiter des Weinguts, Ludger, seine Gäste draußen über die Architektur und Historie des Weinguts. Das prachtvolle, schlossähnliche Keltereigebäude nebst Verwalterwohnung wurde von Baron Schorlemer im Neo- Renaissancestil errichtet und 1905 eingeweiht. Unterhalb der Kelterhalle zieht sich der doppelgeschossige Keller aus zweireihig segmentbogigen Tonnengewölben. Seit 2016 lebt Familie Heimes im Wohnhaus des Gutes und führt den Betrieb mit Unterstützung von Kellermeister Franz Lenz. Nun folgte eine Verkostung von weiteren fünf sehr anspruchsvollen Rieslingen aus den Lagen Serrig und Serriger Herrenberg. Den krönenden Abschluss bildete ein außergewöhnlicher 2016er Serriger Herrenberg Riesling Spätlese.
Zwischenzeitlich ließen sich die Gäste einen deftigen Vesperteller munden.
Nach dem Frühstück und Auschecken am letzten Morgen hatte der Organisator dieser Fahrt, Weinfreund Thoms Peters, mit Unterstützung von Uwe Albrecht, ein weiteres Highlight für die Gruppe vorbereitet, nämlich den Besuch der Römervilla Borg in Perl. Die Gruppe wurde begrüßt von dem Sklaven Jatros und erlebte eine sehr detaillierte, humorvolle Vorführung unter der Rubrik „Essen und Trinken bei den Römern“. Er führte die Gruppe in den voll funktionsfähigen Küchen – und Badetrakt – Kalt – und Heißbad mit beeindruckenden Wandmalereien – antike Toiletten, eine 100 m² große atemberaubende Empfangshalle, nach antikem Vorbild ausgestattet. Janos hielt für jedes Detail eine wissenswerte, meistens humorvolle Anekdote bereit.
Das Freilichtmuseum Römische Villa Borg beheimatet ein archäologisches Museum, ein funktionierendes antikes Villenbad, Gärten, ein einladendes Torhaus und nicht zuletzt eine römische Taverne, die sogar Speisen nach Rezepten des Apicius anbietet. Das archäologische Museum beherbergt viele Originalfundstücke und Repliken. Besonders beeindruckend sind einige Unikate, zu denen beispielsweise ein Glockenbecher aus der Kupferzeit sowie eine Reiterplakette und ein Goldschmuck aus der römischen Zeit gehören.
Die Ausstattung wurde anhand vorgefundener Überreste aus Borg sowie des allgemeinen Wissensstands über derartige römische Gebäude vorgenommen. Das Mobiliar sowie Türen, Fenster und der Warmwasserkessel des Heizraums sind nach antiken Vorlagen gebaut. Nach dem Genuss eines römischen Würzweins (Mulsum) sowie der Einnahme eines deftigen Mittagessens in der Taverne begab sich die Gruppe auf die Heimreise.
Der Vorsitzende des Weinordens, Werner Gradinger, hatte sich schon vorher unter lautem Beifall der Gruppe bei Thomas Peters für die bestens vorbereitete und perfekt gelungene Organisation dieser Veranstaltung bedankt.