Mehrtagesfahrt des Weinordens Pfeddersheim in die Niederlande am 22.05. – 25.05.2025
Von Peter Behringer
Die diesjährige Bildungsfahrt des Pfeddersheimer Weinordens führte die Teilnehmenden vier Tage in die niederländische Region Maastricht. Sicherlich hat sich mancher gefragt, ob dort überhaupt Wein angebaut werden kann. Aber im Vertrauen in die fachliche Kompetenz und Organisation des Weinexperten, Sommeliers und Reiseleiters Thomas Peters war die Ordensfahrt mit 38 Gästen schon recht früh ausgebucht. Aber zunächst stand die Besichtigung des Welterbes Aachener Dom im Fokus.
Er wurde als Palastkapelle Karls des Großen zwischen 795 und 803 erbaut und wurde zum letzten Ruheort des Kaisers.
Die Gästeführenden informierten beide Gruppen über viele Details hinsichtlich seiner 1200-jährigen Baugeschichte, wobei der karolingische Zentralbau mit der gemauerten Kuppel natürlich der überragende Baukörper ist. Die Funktion des Kirchenbaus veränderte sich im Laufe der Geschichte von der einst karolingischen Pfalzkapelle über die Münsterkirche des Marienstiftes zum Bischofssitz der Gegenwart. Als Mausoleum Karls des Großen war die Stiftskirche von 936 bis 1531 Krönungsort römisch-deutscher Könige. Seit dem 14. Jahrhundert entwickelte sich Aachen zu einem bedeutenden Wallfahrtsort mit der alle sieben Jahre stattfindenden Heiligtumsfahrt.
Der Staufer Friedrich Barbarossa ließ einen vom Kuppelgewölbe des Oktogons herabhängenden kunstvollen Radleuchter, den sogenannten Barbarossaleuchter mit einem Gewicht von 320 kg, anfertigen. Die Krönungskirche wurde seit der Heiligsprechung Karls des Großen im Jahre 1165 als Hauptkirche des Reiches bezeichnet. Die Gebeine Karls wurden und werden immer noch zur Verehrung im Karlsschrein ausgestellt.
Die Gruppe gelangte nun zum Königsthron, der überaus schlicht und einfach gestaltet ist. Zu dem auf einem Unterbau errichteten Sitz führen sechs Stufen. Der Stuhl selbst besteht aus vier mit bronzenen Klammern zusammengehaltenen Marmorplatten, die nach den neueren Untersuchungen ebenso wie die Stufen, um 800 der Grabeskirche in Jerusalem entnommen wurden.
Er diente von der Krönung Ludwigs des Frommen zum Vize-Kaiser im Jahr 813, bis zur Krönung Ferdinands I. im Jahr 1531 über 30 römisch-deutschen Königen als Krönungssitz.
Der Karlsschrein in der gotischen Chorhalle des Aachener Domes entstand erst nach 1182 in einer Aachener Goldschmiedewerkstatt und war zur Krönung Friedrichs II. im Jahre 1215 fertiggestellt, nachdem Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der Großvater Friedrichs II., im Jahre 1165 die Gebeine Karls des Großen aus dessen wohl römischen Grab in der Aachener Pfalzkapelle erhoben hatte.
Karl der Große selbst wurde nicht in Aachen, sondern im Jahr 768 in Noyon zum König und im Jahr 800 in Rom zum Kaiser (Augustus) gekrönt. Jedoch hat er höchstwahrscheinlich auf diesem Thron den in der Pfalzkapelle gehaltenen Messen beigewohnt.
Weiter ging es zu Apostelhoeve Wijngaard, Bezirk Maastricht, mit den ältesten kommerziellen niederländischen Weinbergen.
Der Winzer begrüßte die Gruppe direkt am Weinberg und referierte locker mit humorvollen Anekdoten über sein Weingut.
Dieses bearbeitet derzeit 20 Hektar, auf denen 7 verschiedene Rebsorten angebaut werden: Müller-Thurgau, Auxerrois, Riesling, Pinot Gris und seit 2020 auch Viognier,
Chardonnay und Pinot Noir. Der Apostelhoeve produziert auch zwei Schaumweine: den Riesling Brut und den Apostelhoeve Cuvée XII Brut. Heute produziert das Weingut jedes Jahr mehr als 180.000 Flaschen Wein, wovon die meisten über den Großhandel und Weinimporteure in die Gourmetgastronomie vieler Länder, sogar nach Italien, verkauft werden. Der Boden des Louwbergs besteht aus Kies und Mergel mit einer darüber liegenden Lössschicht, die sich hervorragend für den Weinanbau eignet. Im Jahr 1970 stellte der Obstbauer Hugo Hulst von Obst-auf Weinbau um. Sehr wichtig für die Expansion ist auch der stetige Austausch mit Winzern aus Nachbarländern, vor allem Deutschland. Nach der Besichtigung des Kellers mit Edelstahltanks und Barriquefässern, in denen 70% bzw. 30% des Weines gelagert und verarbeitet werden können, bestaunten die Gäste die hochmodernen Abfüllanlagen, Etikettiermaschinen und weitere Kellereitechnik, um sich dann im Verkostungsraum einen Werbefilm über das Weingut anzuschauen.
In diesem schönen Ambiente genoss die Gruppe eine Weinprobe, bestehend aus 5 Weinen und einem (sehr) kleinen Imbiss. Der Vorsitzende des Weinordens, Werner Gradinger, verabschiedete nun die Gruppe und bedankte sich beim Gastgeber mit einem Weinpräsent aus Pfeddersheim, dieses erhielten auch die nächsten beiden Weingüter. Der Bus des Reisebüros Kollerer transportierte die Gruppe nun zum
“Hotel 2000” in das romantische Städtchen Valkenburg im malerischen Geultal zum Einchecken und Abendessen.
Am nächsten Vormittag nahm die Gruppe mittels einer ca. zweistündigen historischen Stadtführung viele Details über Maastricht, die Stadt der Kultur, Kreativität und Geselligkeit, zur Kenntnis. Die Hauptstadt der Provinz Limburg liegt inmitten der malerischen Hügellandschaft im Süden der Niederlande. Bemerkung des Autors: Die vielen Details der beiden Gästeführer über die Geschichte und Kultur von Maastricht, über die Kelten, Römer und Franken, der Christianisierung durch den Bischof Servatius, Maastricht im Mittelalter, Achtzigjähriger Krieg und viele weitere, bis zur Unabhängigkeit und Abspaltung der südlichen Staaten unter dem Königreich Belgien 1830, können in diesem limitierten Bericht nicht wiedergegeben werden.
Dies gilt auch für die vielen interessanten Anmerkungen und Anekdoten der Gästeführer während des Stadtrundgangs.
Erstaunt waren einige Teilnehmende über die Information, dass der „Mann mit der Geige“ André Rieu, hier lebt und schon zum 15. Mal in Folge seinen geliebten Vrijthof (Freihof, Freier Platz) in den größten Open-Air Konzertsaal der Niederlande verwandelt.
Es ist der größte Platz im Zentrum der limburgischen Hauptstadt. Der Platz ist vor allem für seine vielen Denkmäler bekannt – darunter eine in den Niederlanden einzigartige, noch existierende „Zwillingskirche“, die Servatiusbasilika – älteste erhaltene romanische Kirche der Niederlande, aber auch wegen verschiedener kultureller Einrichtungen, sowie einer Reihe jährlicher Veranstaltungen.
Maastricht weist mit 1675 unter staatlichem Denkmalschutz stehenden Gebäuden nach Amsterdam die zweitgrößte Zahl von schützenswerten Baudenkmälern in den Niederlanden auf. Unter anderen befinden sich in der Stadt zwei romanische – sieben gotische – mehrere barocke und klassizistische Kirchen.
Der Weg der Gruppe führte durch tolle Geschäftsstraßen mit Basalt-Sand-Ziegelstein-Fassaden oder Maastrichter Renaissance, vorbei an alten Häusern -ehemals Wohnungen von armen Keramikarbeitern, zum Platz „Op de Thermen“, mit einem Bezug zu einem römischen Badehaus, zum „Onze-Lieve-Vrouweplein“ (Unser Lieben Frauen Platz) mit der Liebfrauenbasilika, zur Bischofsmühle, in der noch heute Dinkel gemahlen wird, zum ehemaligen Armenviertel an der alten Stadtmauer,
eines der schönsten Sträßchen der Stadt, zum Gerberviertel am Fluss Jeker, der hier in die Maas mündet.
Nach der Führung konnte nun jeder/jede während der zweistündigen Freizeit Maastricht auf eigene Faust entdecken, wobei einige auch eine der faszinierendsten Buchhandlungen der Welt, in einer im Jahre 1992 umgewidmeten gotischen Dominikanerkirche besuchten.
Seit ihrer Eröffnung im Herbst 2006 zieht diese Buchhandlung Besucher aus aller Welt an. Nicht nur wegen ihres umfangreichen Angebots an Büchern und Medien, sondern vor allem wegen der außergewöhnlichen Umgebung, in der sie sich befindet. Inmitten der entweihten Kirche steht heute ein etwa 18 Meter hohes Bücherregal, das auf drei Etagen begehbar ist. Auch hat man ein tolles Café im ehemaligen Altarraum integriert.
Auch ist anzumerken, dass in der Maastrichter Universität 21.000 Studierende (Stand 2020) eingeschrieben und über 4.000 Angestellte beschäftigt sind.
In der wunderschönen Hügellandschaft Südlimburgs liegen beim Bergdörfchen Vijlen unweit des Vaalser Dreiländerecks die nachhaltig bewirtschafteten Weingärten der Weindomäne St. Martinus, des ältesten Rotweinguts der Niederlande. Schon seit 1988 werden in nachhaltigem Anbau international ausgezeichnete Qualitätsweine produziert. Auch Dank des sehr umweltfreundlichen Anbaus keltern hier der Önologe Stan Beurskens und sein Team diese Spitzenweine.
Die Mitarbeiterin des Winzers empfing die Gruppe und versorgte diese mit vielen Informationen über die Philosophie und Ziele des Weingutes, auch hinsichtlich einer kompletten Ausrichtung auf PIWI-Reben in naher Zukunft. Es werden vor allem folgende Weine angebaut: Auxerrois, Chardonnay, Riesling, Dornfelder, Pinot Noir, Cabernet Cortis, Rondo, Monarch, Johanniter und Rivaner. Die Anbaufläche beträgt ca. 22 ha. Das Weingut betreibt auch Lohnleistungen (z.B. mit Vollernter) sowie kooperative Beratung im Weinbau und der Kellerwirtschaft für andere Weingüter. Die Teilnehmenden begutachteten nach einem Begrüßungs-Seco den vierstöckigen Weinkeller mit neuartiger Technik und Edelstahltanks. Sämtliche Rotweine werden in Barrique-Fässern gereift. Abschließend verkosteten die Gäste 6 Weine wie z. B. Josefien, Bergdorpje Wit, Bergdorpie Rosé, Hemels Roze, Olivier und Johannes.
Am nächsten Morgen widmetete sich die Gruppe einem gänzlich anderen Metier, nämlich Kaffee und Tee in der Kaffeerösterei Blanche Dael in Maastricht.
Auch hier konnten die Gäste ihren Bildungshorizont erweitern und lauschten gespannt den Ausführungen der Geschäftsführer.
Maison Blanche Dael ist die älteste handwerkliche Kaffeerösterei und Teestube Limburgs und wurde 1878 als Familienunternehmen von Guillaume Dael gegründet. Maison Blanche Dael röstet seit 1878 frischen Kaffee und hat sich im Laufe der Jahre auf Teespezialitäten und ein breites Sortiment an Accessoires spezialisiert. Das Publikum erfuhr zunächst vieles über Tee.
Die Teepflanze Camellia sinensis ist eine Pflanzenart aus der Gattung Kamelien (Camellia) innerhalb der Familie der Teestrauchgewächse. Aus den Pflanzenteilen wird echter Tee gewonnen.
Die Camellia-sinensis-Varietäten gedeihen wild in subtropischem Monsunklima mit feuchten, heißen Sommern und relativ trockenen, kühlen Wintern. Die Pflanze ist schon seit 5.000 Jahren nachweisbar. Selbst der indische Teestrauch, die Camellia assamica ist eine Varietät der chinesischen Pflanze. Wenn von „echtem“ Tee die Rede ist, dann ist in der Regel die Teepflanze Camellia sinensis, Camilla assamica oder eine ihrer Hybriden gemeint.
Diese Bezeichnung soll Tee aus dem Strauch von Tee aus Kräuter- und anderen Aufgüssen abgrenzen.
Selbstverständlich durfte auch die frisch zubereiteten Teesorten probiert werden!
Der „Referent für Kaffee“ zeigt seinen Gästen ein Video über den Anbau bis zur mühevollen Ernte, Röstung und Versand. Ergänzend dazu führte er die Gruppe zu den einzelnen Stationen der Verfahrenstechnik. Das Publikum erfuhr wissenswertes über die zwei überwiegenden Sorten, nämlich Arabica und Robusta.
Auch hier stellte der Experte beide Sorten zur geschmacklichen Begutachtung vor.
Arabica gilt als die edelste Bohne, und fast alle Spitzenkaffees bestehen aus reiner Arabica. Allerdings sind nur etwa 5 % der produzierten Bohnen hochwertig. So ist 100 % Arabica kein Garant für Qualität, und man findet im Supermarkt auch als reinen Arabica beworbenen billigen Kaffee. Aufgrund des höheren Preises wird Arabica im Anbau bevorzugt und heute für Exportzwecke in den meisten tropischen Ländern in kleinen Plantagen angebaut. Im Gegensatz zur hitzebeständigeren und schneller wachsenden Pflanzenart Robusta-Kaffee zeichnet sich die Bohne der Arabica durch edleren Geschmack und deutlich geringeren Koffeingehalt aus. Kaffee ist weltweit ein Haupthandelsgut und bildet in manchen Erzeugerländern die Grundlage einheimischer Wirtschaft. Mit etwa 40 % der Welt-Kaffee-Ernte ist Robusta nach Arabica-Kaffee die zweitwichtigste Art und ist weniger empfindlich gegen Krankheiten, Hitze und hohe Feuchtigkeit.
Im Weingut und Golfclub Kapelkeshof in Grashoek erlebten die Teilnehmenden eine ganz besondere Art von Weinanbau, vor allem die Vermarktung des Weins.
Der gesamte Weinberg (1 ha) befindet sich nämlich neben einem Golfplatz. Der Winzer, der zugleich Eigentümer der Golfanlage ist, betreibt seinen Weinanbau seit 19 Jahren. Fast der gesamte Ertrag von 5.000 Flaschen geht an den Golfclub. Die Trauben werden mit der Hand gelesen, die Abfüllung erfolgt über mobile Abfüllanlagen. Nach einem Begrüßungsperlwein durften sich die Weinfreundinnen und Weinfreunde aus einer Auswahl von immerhin 8 Weiß-4 Rotweinen, sowie einem Roséwein, einige Gläser zur Verkostung selbst an der Theke abholen.
Nach dem Frühstück und Ausschecken am letzten Morgen erfolgte die Heimreise über Bonn, zur Führung „Auf den Spuren Beethovens“, der ja dem Wein bekanntlich auch sehr zugeneigt war.
Die Gruppe wurde im Hofgarten-Park, im Hintergrund des alten kurfürstlichen Schlosses, (die heutige Universität), vom Gästeführer, einem jungen Studenten, herzlich begrüßt. Dieser informierte seine Gäste in einem Rundgang vorbei an markanten Denkmälern, Gebäuden und Plätzen, die auch mit dem Leben von Beethoven assoziiert waren, z.B. das Beethovendenkmal auf dem Münsterplatz. Dabei gab er die eine oder andere interessante Anekdote zum Besten. Das Gebäude der heutigen „Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn“ wurde vor ca. 300 Jahren unter dem Kurfürsten Joseph Clemens erbaut. Mit dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen endete 1794 die Nutzung des Schlosses als kurfürstliche Residenz. Im Jahr 1818 schenkte der preußische König das Gebäude der neu gegründeten Friedrich-Wilhelms-Universität, die es bis heute als Hauptgebäude nutzt.
Ludwig van Beethoven wurde im Dezember 1770 in Bonn geboren und hat auch die ersten 22 Jahre seines Lebens hier verbracht. So ging er als versierter Musiker, der in Bonn als Hofmusiker gearbeitet, rund 50 Werke komponiert hatte, 1792 nach Wien. Beethovens wachsender Erfolg als Pianist und Komponist wurde von einer schwerwiegenden Beeinträchtigung überschattet: Etwa um 1798 zeigten sich erste Symptome jenes Gehörleidens, das schließlich zur fast völligen Taubheit führen sollte, bis er 1827 starb. Übrigens war Ludwig van Beethoven nie verheiratet, hatte aber angeblich einige Affären mit adligen Damen.
Den Abschluss dieser schönen und lehrreichen Ordensfahrt bildete eine Dreier Bierprobe (Helles, Weizen, Altbier), mit einem deftigen Mittagessen in der Brauerei Bönsch. Werner Gradinger bedankte sich bei Thomas Peters für die bestens vorbereitete und perfekt gelungene Ordensfahrt mit einem Weinpräsent.